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„Große Tonner faszinieren mich“

Foto: TOPREGAL GmbH

Für eine funktionierende Logistik spielen Lkw-Transporte eine unverzichtbare Rolle. Immer mehr Frauen wagen den Einstieg in die schwere Klasse. Wie es mit Vorurteilen bestellt ist, ob sie stimmen oder nicht und wann eine Frau in der Fahrerkabine den besseren Überblick hat, verrät Madlen Lata von der Topregal GmbH.

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie Lkw-Fahrerin wurden?

Entwickelt hat sich diese Leidenschaft aus einem eher für Mädchen bekannten Klischee – dem Pferdesport. Einige Zeit habe ich in einem Reitstall gejobbt und bin oft auf Turniere gefahren. Es war aber nicht das Reiten, das mich so sehr fasziniert hat, sondern wie die Reiterin ihren Transporter bedienen konnte: der Umgang mit der großen Maschine und die Eleganz, mit der man so ein Gefährt handhaben kann. Das hat mich inspiriert, das wollte ich auch können, wollte auf die Straße, wollte fahren. Also habe ich eine dreijährige Ausbildung zur Lkw-Fahrerin absolviert. Mich reizt es, auf der Straße seine eigene Chefin zu sein, das Gefühl der Freiheit, wenn ich fahre, die offene Straße vor mir, die mich immer weiterzieht – das kann mir kein Büro bieten.

Wie verlief dann Ihre Ausbildungszeit?

Fachlich gut, sehr gut sogar, obwohl ich die einzige Frau war. Mir ist so etwas aber egal, ich ­kategorisiere nicht danach, ob jemand männlich, weiblich oder divers ist. Wichtig ist der respektvolle Umgang miteinander. In meiner Ausbildungszeit hatte ich ein Erlebnis, bei dem dieser besagte Respekt gefehlt hat. Ich wurde zusammen mit einem Kollegen ein­geteilt, der etwas, ich sag' jetzt mal, traditionellere Vorstellungen hatte und auch entsprechend mit mir umging. Er nahm mich nicht so recht ernst und traute mir die Arbeit und Führung im und am Lkw nicht zu und hat mir das auch gezeigt. Es war einfach keine Teamarbeit und dementsprechend lief es auch nicht rund und zielgerichtet im Sinne der Auftragserfüllung – und darauf sollte es ja ankommen. Ich habe dann aktiv darum gebeten, mit jemand anderem zusammenzuarbeiten. Persönliche Befindlichkeiten behindern gute Teamarbeit, und das ist nun gerade im Umgang mit schweren Maschinen und Gütern von größter Bedeutung.

Also gibt es keine Unterschiede in der Art, wie Frauen in der Logistik arbeiten?

Nicht direkt. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Frauen sind mitunter schon etwas geduldiger beziehungsweise bedachter, was in manchen Situationen auf der Straße oder bei Ladeprozessen durchaus sogar ein großes Plus sein kann. Aber verallgemeinern sollte man das nicht. Viel ist Typ-Sache. Da man als Lkw-Fahrer:in ja im Straßenverkehr mit anderen Verkehrsteilnehmer:innen unterwegs ist, sollte man grundsätzlich etwas robuster und ruhiger sein. Ich hatte mal einen Reifenplatzer auf der Autobahn. Gott sei Dank ist nichts Schlimmeres passiert, aber es war nun auch nicht mehr zu ändern. Da ist es nicht sinnvoll, Energie für Wutanfälle zu verbrauchen, sondern hier gilt es, ruhig und bedacht alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und den Pannendienst nach Kräften zu unterstützen. Hitzköpfe, egal ob Mann oder Frau, sind auf der Straße nicht gut. Der Druck durch Termine, Lenk- und Ruhezeiten, Parkplatzsuche und wirtschaftliches Fahren ist groß, doch Egoismus und Aggression haben auf der Straße nichts verloren. Hier liegt aber viel im Argen, wenn der oder die Arbeitgeber:in eben diesen Druck macht – da gilt es anzusetzen.

Sie sehen also auch Arbeitgebende in der Verantwortung?

Ja klar, aber das meine ich jetzt nicht im negativen Sinne, sondern im positiven. Wer als Arbeitgeber:in Frauen und Männern die gleichen Chancen in der Speditionsbranche gibt, nicht nach Geschlecht, sondern nach den nötigen Skills unterscheidet und modern mit der Zeit geht, schafft sich eine größere Bandbreite und ein bunteres Spek­trum an Fachkräften und kann viel flexibler agieren. Fließende Logistik funktioniert besser und sicherer, wenn ihre Dynamik aufgrund eines guten Managements entsteht, als wenn diese nur auf Druck und Drohungen aufbaut. Gute Geschäfts- und Abteilungsleitungen wissen das und können das praktisch im Team auch so delegieren.

Bei Topregal ist es zum Beispiel so, dass wir unsere Lenk- und Ruhezeiten fast immer selbst einteilen dürfen. Wichtig ist hierbei natürlich, dass die Ware pünktlich beim Kunden ist. Unsere Touren sind sehr gut geplant und dadurch haben wir weniger Druck. <

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