Wie Chicken Nuggets in den Supermarkt kommen
Die Ansprüche an die Tiefkühllogistik sind hoch und die Prozesse müssen permanent überwacht werden. Warum das so ist und wie diese Form der Logistik funktioniert, erklärt Jakob Breitenberger von TKL.
In der Hermann Gebauer Straße 3 herrscht Ruhe – es ist gerade Schichtwechsel im Tiefkühllager von TKL. Auf dem großen Parkplatz stehen knapp zwei dutzend Lkw, die darauf warten, Waren einzuladen und in Supermärkte sowie Gastronomiebetriebe in ganz Österreich zu fahren. Jakob Breitenberger, Operation Support Manager bei TKL, empfängt uns und führt uns gleich in das Hochregallager, wo es Platz für 7.000 Paletten mit Pizza, Gemüse, Fischstäbchen, Eis am Stiel oder Chicken Nuggets von unterschiedlichen Herstellern gibt. Wir wollten von Breitenberger wissen, wie die Tiefkühllogistik von Lebensmitteln organisiert wird, denn sie hat schließlich besondere Bedürfnisse. „Branchenspezifische Aufgaben fordern uns konstant heraus. Bei temperaturgeführter Ware, also Tiefkühl- und Frischware, ist es unerlässlich, die Temperaturgrenzwerte nicht zu durchbrechen. Die Temperatur muss über die gesamte Logistikkette hinweg überwacht, kontrolliert und gehalten werden", erklärt Breitenberger. Dies beginnt bei der Abholung vom Produzenten und reicht über die Lagerung sowie Kommissionierung in unserem Haus bis hin zur Auslieferung zum Kunden und dessen Übernahme. Sehen wir uns einmal die Lagerung an.
Unterschiedliche Kategorien
Zuerst müsse man wissen, dass Lebensmittel in drei Kategorien unterteilt werden: Tiefkühl-, Frisch- und Trockenware, erläutert Breitenberger. Tiefkühlwaren werden bei Minus 18 Grad Celsius oder kälter gelagert, transportiert und kommissioniert. Die Artikelbreite bei Tiefkühlprodukten ist groß. Dazu gehören unter anderem Produkte wie Speiseeis, Pizzen, Fischgerichte, aber auch Gebäck, welches im Lebensmittelhandel noch aufgebacken wird.
Mit Frischware wird bei etwas „wärmeren" Temperaturen gearbeitet. Die Ware wird zwischen ein und vier Grad Celsius abgewickelt. Zur Frischware zählen Obst und Gemüse, Milchprodukte, Fleisch- und Fischprodukte, aber auch Fertigprodukte wie vorbereitetes Jausengebäck oder Süßwaren. „Hier ist die Produktpalette breit gefächert – es ist unmöglich, alles vollständig aufzuzählen", sagt Breitenberger.
Trockenware ist alles, was nicht gekühlt werden muss, also Konservennahrung, Reis, Mehl oder Nudeln. „Unser Anteil an abgewickelter Trockenware ist jedoch verschwindend gering", so Breitenberger. TKL hat sich auf temperaturgeführte Transporte spezialisiert. In dem Bereich gibt es auch viel zu tun. An dem Standort in Wien werden zum Beispiel nur Tiefkühlprodukte gelagert – von hier aus wird ein sehr großer Teil der Belieferung Österreichs abgewickelt. Wie sieht diese nun aber im Detail aus?
Der Weg vom Lager zum Supermarkt
Zu den Kunden, die TKL beliefert, zählen Supermärkte und Gastronomiebetriebe. Wenn diesen die Produkte ausgehen, bestellen sie die gewünschte Menge bei TKL nach. Das passiert meistens ein paar Tage im Voraus.
Zu den Aufgaben von TKL-Mitarbeiter:innen wie Jakob Breitenberger zählt, die Bestellungen zu erfassen und Touren für die Belieferung zu organisieren, damit die Fahrzeuge möglichst effizient eingesetzt werden. Hierfür ist die Kommissionierung, also die Zusammenstellung der jeweiligen Bestellungen, ganz wichtig.
„Bei uns werden die Waren erst kurz vor dem gewünschten Liefertag des Kunden kommissioniert und für die Verladung bereitgestellt. Je nach Distanz zum Kunden kommissionieren wir die Ware am Vortag oder in der Nacht zum Liefertag", erklärt Breitenberger. Nahe am Standort liegende Kunden werden direkt vom Wiener Warenverteilzentrum beliefert. Bei Kunden, für die mit dem Lkw eine große Entfernung überbrückt werden muss, wird über einen Transshipmentpunkt aus geliefert. „Wir transportieren dabei die Ware in großen Sattelzügen zum Stützpunkt und laden dort dann in kleinere Fahrzeuge um, welche für die berühmte Letzte Meile zuständig sind", so Breitenberger. Unter der Letzten Meile versteht man den Transport zum Endkunden.
Besonders auf dieser Letzten Meile gibt es oft besondere Herausforderungen im Gastronomiebereich. „Dies spiegelt sich allein in der Anfahrt wider: Beispielsweise beliefern wir im Tiroler Raum Hütten auf über 2.000 Metern Seehöhe", sagt Breitenberger. Für manche Kunden übernimmt TKL auch diverse Zusatzdienstleistungen wie das Einräumen der Ware in den Kühlschrank. Das muss in der logistischen Planung berücksichtigt werden, weil dann die/der Fahrer:in des Lkw mehr Zeit für einzelne Touren benötigt.
Karriere in der logistik
Wir wissen jetzt, welchen Weg tiefgekühlte Lebensmittel vom Produktionsunternehmen bis zum Supermarkt zurücklegen, doch wie hat Jakob Breitenberger zur Logistik gefunden? Er hat seine schulische Laufbahn an einer Höheren Technischen Schule mit Schwerpunkt Logistik abgeschlossen. Dadurch hatte Breitenberger bereits ersten Kontakt mit dieser Sparte, was sein Interesse an der Logistik geweckt hat. „Der Einstieg in die TKL Lebensmittellogistik GmbH und somit der Einstieg in die Tiefkühl- und Frischelogistik war ein Zufall oder eher ein Glückstreffer, und ich bin sehr froh, in diesem spannenden Gebiet arbeiten zu können", sagt er strahlend.
Würde er einen Job in der Tiefkühllogistik empfehlen? „Auf jeden Fall! Der Job ist abwechslungsreich und im ständigen Wandel. Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen, für die man kreative Lösungen finden muss", erzählt er. Wenn man sich auf diesen Bereich spezialisieren möchte, gibt es eine große Auswahl an Schulen oder Betrieben, die Lehrstellen mit diesem Schwerpunkt anbieten und das Wissen für den täglichen Arbeitsalltag vermitteln, so Breitenberger. Eine fehlende Spezial-Ausbildung hindert jedoch keinesfalls am Einstieg in diese Branche, stellt er klar. Viel wichtiger sei es, interessiert an Prozessen und der Tätigkeit zu sein und zu verstehen, welche Rädchen in Bewegung gesetzt werden. „Kurz gesagt, fachliches Vorwissen ist kein Muss. Wichtig ist das Interesse am Geschehen", betont Breitenberger abschließend. <