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Duale Akademie: Hier werden Logistik-Theorie und Spedition-Praxis kombiniert

(vl.n.r.) Melanie Lakits (Lehrling im 4. Lehrjahr bei Rail Cargo Group), Barbara Jarka (Direktorin der Berufsschule Industrie, Finanzen und Transport), Rosa Mittermair (Absolventin der Dualen Akademie Oberösterreich), Melanie Pirklbauer (Leiterin Duale Akademie Bundesbüro), Alexander Winter (Obmann der Fachgruppe Spedition und Logistik in der Wirtschaftskammer Wien) und Eva Bachler (Head of Human Resources bei DB Schenker AT)

Die Speditionsbranche bietet attraktive Karrieremöglichkeiten für junge Menschen, seit Kurzem auch in Form eines neuartigen Konzeptes, welches Praxis und Theorie kombiniert. Wir haben herausgefunden, wie das geht.

Text: Josef Müller

Auf der Bildungsmesse BeSt3 Anfang März in der Wiener Stadthalle hat sich die Speditionsbranche jungen Leuten, die vor der Berufswahl stehen, vorgestellt. Karriereturbo Logistik – mach mehr aus deinem Organisationstalent lautete das Motto der Präsentation, die im großen Vortragssaal vor einem beachtlichen Publikum stattfand. Begonnen wurde mit einem Lagebericht.

Um den Speditionsberuf zu erlernen, gibt es in Österreich zwei Ausbildungsschienen. Da wäre einmal die klassische Laufbahn: eine drei- bzw. vierjährige Lehre samt einschlägigem Abschluss zum Speditionskaufmann bzw. Speditionslogistiker, also wie bei so ziemlich jeder anderen Lehre im Land auch. Die zweite Möglichkeit ist neu und steht nicht bei allen anderen Lehren zur Verfügung. Es handelt sich um die sogenannte Duale Akademie, die in Oberösterreich als Pilotprojekt speziell für AHS-Maturanten entwickelt wurde. Aufgrund des Erfolgs und des großen Interesses soll diese Akademie heuer in ganz Österreichs ausgerollt werden, wie Melanie Pirklbauer, Leiterin Duale Akademie Bundesbüro, ankündigte. Dort werden Ausbildungsschienen für vier Berufe angeboten, jene für den Speditionskaufmann ist eine davon. Pirklbauer: „Mit der Akademie wollen wir unter jungen Menschen neue Zielgruppen erschließen."

THEORIE UND PRAXIS

Die Lehre ist eine ideale Kombination von Theorie und Praxis, weil – neben der praktischen Ausbildung in allen Abteilungen eines Partner-Speditionsunternehmens – der Besuch einer Berufsschule das notwendige theoretische Wissen für diesen interessanten Beruf vermittelt.

Als Lehrling verdient man ab dem ersten Arbeitstag eigenes Geld, und wer sich in diesem Beruf wohlfühlt und die Chancen nutzt, kann vom Lehrling bis zur obersten Managementetage aufsteigen. Ein Beispiel dafür ist Alexander Winter, CEO bei DB Schenker für Österreich und Südosteuropa. Er begann seine Karriere als Lehrling bei einer Salzburger Spedition, holte dann seine Matura nach, schloss sogar ein Studium ab und arbeitete sich bis in das oberste Management vor. „Der Speditionsberuf ist vielfältig, spannend, interessant und sehr international mit guten beruflichen Karrieremöglichkeiten", so Winter. Barbara Jarka, Direktorin der Berufsschule Industrie, Finanzen und Transport in Wien, betonte, dass die duale Schiene eine solide Berufsausbildung darstellt.

Österreichs Speditionsbranche braucht engagierten Nachwuchs und bietet vielen jungen Menschen einen Lehrplatz an. Melanie Lakits, Lehrling im 4. Lehrjahr, berichtete aus eigener Erfahrung über die Sinnhaftigkeit der praktischen sowie theoretischen Ausbildung und schwärmte regelrecht vom Abwechslungsreichtum in ihrem Lehrbetrieb. Was man als Lehrling freilich mitbringen sollte: Engagement, Bereitschaft, jeden Tag Neues zu lernen, und Freude daran haben, mit Menschen aus aller Welt zusammenzuarbeiten. Denn eines ist der Job in der Logistikbranche sicher nicht: langweilig und monoton. Rosa Mittermair hat bereits die Duale Akademie durchlaufen: „Ich bin selbstbewusst in ein Unternehmen hineingegangen und habe gesagt, was ich lernen will." Ihre Ausbildungswünsche klar und deutlich zu erklären, sei ihr wichtig gewesen. Sie zeigt damit: Ziele, Selbstbewusstsein und Lernwille sind gefragt, dann steht der Karriere nichts im Weg. Der Speditionsberuf gewährleistet auch in Krisenzeiten sichere Arbeitsplätze, wie auch die Corona-Pandemie bewiesen hat. Die Speditionsbranche ist ein Paradebeispiel für die unternehmerische Resilienz.

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